Die deutsch-sowjetischen Beziehungen sind seit dem Berliner Vertrag von 1926 als gut zu bezeichnen. In Stalins Kalkül übernimmt Deutschland eine besondere Rolle: Im sowjetischen Interesse liegt ein Krieg zwischen zwei starken kapitalistischen Blöcken. Dies sollen sein England und Frankreich gegen das wiedererstarkte Deutschland. Beide Blöcke würden durch diesen großen Krieg enorm geschwächt werden, die zuvor defensive Sowjetunion würde als Sieger aus diesem Kampf hervorgehen! Diesen Krieg unter den zwei kapitalistischen Blöcken prophezeite Lenin bereits 1920. In Stalins Kalkül liegt aber auch eine stärkere deutsch-sowjetische Zusammenarbeit zur gegenseitigen Stärkung, die Deutschland zur Weltmacht aufschwingen und die Stellung der Sowjetunion festigen soll!
Kurzfristige Ziele der sowjetischen Deutschlandpolitik sind also folgende:
1. Wiedergewinnung der deutschen Ostgebiete zu Deutschland und darauffolgende Schwächung Polens zur Wiederangliederung Rest-Polens an die Sowjetunion.
2. Nähere wirtschaftliche und geheime militärische Beziehungen zu Deutschland zur wiedererstarkung Deutschlands zu einer neuen Weltmacht.
3. Schürung der Feindseligkeiten zwischen Deutschland - England sowie Deutschland - Frankreich.
Langfristig zielt man auf einen Krieg zwischen Deutschland, FRankreich und England, sodass die Sowjetunion am Ende dessen Verlaufes Deutschland überfallen kann, und mithilfe des kräftigen und tüchtigen deutschen Proletariats eine neue Weltordnung errichten kann.
Auch in der deutschen Reichswehr stößt die sowjetische Deutschlandpolitik auf breite Zustimmung. Der ehemalige Chef der deutschen Heeresleitung Hans von Seeckt ist für die Errichtung eines politisch-militärischen Bezirkes eines neuen Sowjetstaates Deutschland.
Seit 1926 existiert eine sehr enge wirtschaftliche Bindung zwischen Sowjetunion und Weimarer Republik. Zur Zeit befinden sich diese sogar auf ihrem Höhepunkt! 47% der ausländischen Einfuhren in die Sowjetunion stammen aus Deutschland, auf der anderen Seite stammen 75% der nach Deutschland eingeführten Werkzeuge aus sowjetischen Produktionen. Da der sowjetische Außenhandel allerdings sehr gering ist machen Exporte in die Sowjetunion nur 10,9% aller deutschen Exporte aus. Diese Zahl ist sogar geringer als die deutschen Ausfuhren in die Niederlande. Die Sowjetunion bietet einen gigantischen Zukunftsmarkt, für Deutschland halten sich die Gewinne allerdings in Grenzen. Nichtsdestotrotz verstärken sich die wirtschaftlichen Verflechtungen. In nur 4 Jahren stieg der Anteil der deutschen Exporte in die Sowjetunion um mehr als das dreifache, die sowjetischen Einfuhren nach Deutschland sogar um das 7,5-fache!