Tumult und Unruhe entstehen, als die Sejmabgeordneten zum Setzen aufgefordert werden. Der Sejmpräsident Kazimierz Świtalski steht auf, nachdem sich alle beruhigt haben, und verkündet: "Werte Damen und Herren, die Abstimmung über den Antrag zur Heeresreform ist somit beendet. Der Antrag wurde von der Regierung, genauer gesagt von Sikorski gestellt. Die Auszählung der Stimmen ist ebenfalls beendet. Ich verkünde nun das Ergebnis."
Schweigen. Alle Abgeordneten sind sich der Tragweite dieses Beschlusses bewusst. Während die konservativen und national orientierten Politiker die Heeresreform aus tiefstem Herzen befürworten, lehnen sie die Sozialisten ebenso stark ab. Es hängt von den Liberalen ab, und deshalb kann diese Abstimmung hauchdünn ausgehen...
"Es wurden insgesamt 480 Stimmen abgegeben. Davon gültig sind 478 Stimmen."
Interessant. Zwei Abgeordnete haben also ihre Stimme ungültig gemacht. Es kann auch noch zu einem Patt kommen... Man sieht, wie sich Sikorski zum Premierminister neigt und etwas zu ihm sagt.
"Von den gültigen Stimmen entfallen drei auf Enthaltungen."
Spürbar atmen viele Abgeordnete auf. Egal, wie die demokratische Entscheidung ausfällt - es kann kein Patt mehr geben. Die Fraktionsobersten der Sozialisten tuscheln ebenfalls miteinander.
"Für den Antrag zur Heeresreform votierten..."
Sikorskis wichtigster Moment in seiner Karriere. Scheitert er hier, scheitert auch seine Karriere.
"238 Abgeordnete. Für..."
Świtalski kann den Satz nicht mehr zu Ende bringen. Tosender Jubel bricht bei den Abgeordneten der UP aus. Erst nach einigen Minuten verhallt der Applaus, und die Heeresreform ist durchgebracht. Sikorski kündigt für morgen eine Stellungnahme an, lässt er die Umstehenden wissen. Świtalski fängt erneut an. Auch einige der Liberalen applaudierten.
"Gegen den Antrag zur Heeresreform votierten 237 Abgeordnete. Ich stelle somit fest, dass das hohe Haus sich für die Annahme des Antrages entschieden..."
erneut Applaus, betretenes Schweigen bei den Sozialisten.
"...entschieden hat und die Reform am 1. September in Kraft tritt. Die Sitzung ist beendet."
Wähend die Befürworter noch im Saal bleiben und nacheinander Sikorski gratulieren, verlassen die Sozialisten eiligst den Plenarsaal. Draußen stehen jedoch noch Grüppchen, die angeregt diskutieren. Nur einige wenige prominente Linksliberale sind unter ihnen, der Großteil der Abgeordneten, die in der Mitte sitzen, feiern mit der Regierung. Bevor auch sie den Saal verlassen, singen Sie nochmal - wenn auch inoffiziell - die Nationalhymne. Wie betäubt vom Erfolg verlassen sie den Saal.